Villa Pineta Fusio Kunsthotel Bird

Kunsthotel

Als Organisator von Festivals und Konzerten seit mehr als 20 Jahren in der französischen Schweiz kann ich mir das Leben in der Villa Pineta nicht anders vorstellen als im Rhythmus einiger Konzerte, Lesungen oder Projektionen. Denn dort oben, auf diesem Hügel, vor der theatralischen Kulisse des Dorfes Fusio und umgeben von diesem wunderschönen Park, werden Musik, Worte oder Bilder sicherlich ungeahnte Bedeutungen annehmen. Wir freuen uns schon darauf, einen Film zu zeigen, Konzerte zu geben oder eine Wanderausstellung vorzuschlagen.

Jedes Jahr, während der Sommersaison, stellt eine von uns ausgewählte Malerin/Maler, Videokünstler/in, Fotograf/, Schriftsteller/in oder Musiker/in ihre/ seine Werke, und verwandelt so den Ort in ein kleines ephemeres Museum.  Ein magisches Erlebnis!

Künstler 2024:

Gilbert Herminjard Retrospektiv – das Werk eines Lebens

Die Idee, dem Waadtländer Maler und Aquarellisten Gilbert Herminjard (1930-2022) eine Hommage zu widmen, entstand bereits vor der Wiedereröffnung der Villa Pineta im Juli 2021. Als sehr guter Freund war er mir eine enorme Stütze gewesen, als mich Zweifel überfielen und sich die Probleme häuften! Wie sollte ich das nur schaffen? Seine unglaubliche Freude bei der bloßen Erwähnung des Projekts trug mich damals durch alle Wechselfälle.        

Heute ist es seine von allen Grenzen und Zwängen befreite Kunst, die jeden der hinsehen will in Erstaunen versetzt. Denn es ist das Schicksal derer, die ihren Stil im Schatten der Moden entwickelt haben, dass sie ihrerseits modern werden, ohne es gewollt zu haben.

Vernissage am 25. Mai 2024 um 17 Uhr Dauerausstellung vom 17.5.2024 bis zum 20.10.2024

Allein die Tatsache, dass Gilbert Herminjard über 40 Jahre brauchte, bevor er den Schritt zu einer ersten Ausstellung wagte (1991), sagt viel über ihn aus, über sein inneres Wesen, seine Ansprüche und über diesen für ihn so wesentlichen Weg. Denn als Gilbert Herminjard beschließt, seine Kunst mit anderen zu teilen – er würde es nicht besonders mögen, wenn ich diesen Begriff verwenden würde -, ist er bereit, seine Kunst ist da, einzigartig und selbstbewusst, innerlich gereift, in der Geste so sparsam und doch so stimmungsvoll.

Einen Lebensweg nachzuzeichnen, eine Retrospektive im ursprünglichen Sinne des Wortes zu erstellen, erweist sich – allein durch die Tatsache, dass er alles, was vorher war, weggeworfen hat – als eine unmögliche Aufgabe. Und das ist auch Teil seines Vorgehens, Teil des Charakters. Wie viele Versuche wurden zerstört, kaum auf dem Papier fixiert – drei Viertel der Produktion, wie ein Journalist sagte -, um nur das zu behalten, was „meinem Innern“ entsprach. Wir werden also nichts über einen ganzen Teil seines Werks (1950-1990) erfahren, da alles, was nicht der Sprache entsprach, nach der er mit seinem ganzen Wesen strebte, im Laufe der Jahre zerstört wurde. Einige Zeugnisse schmücken vielleicht noch Wände bei Freunden oder im Familienkreis. Wie verlockend wäre es heute, einen Blick darauf werfen zu können, um den Werdegang zu erahnen. Aber um treu zu sein und in Respekt vor dem, was der Künstler sein ganzes Leben lang signalisierte, haben wir uns entschieden, diese Werke nicht zu reproduzieren.

Als ich seinen Nachlass erbte – darunter Hunderte von Aquarellen, die nie ausgestellt wurden! – stellte sich die Frage erneut; zwar etwas anders, aber immerhin: Kann man nicht signierte Werke ausstellen? Welche Bedeutung soll man den verschiedenen Phasen seines Schaffens beimessen? Diese miteinander vermischen? Im Hinterkopf behalten, dass Gilbert Herminjard, wenn er ausstellte, nur die Werke des Augenblicks zeigte, nicht auf das zurückkam, was zuvor gemacht worden war?

Zwischen 1991 und den letzten Zeugnissen von 2013 wird sich seine Sprache trotz der tiefen Einheit seines Stils immer weiterentwickeln. Manchmal bewegt sie sich am Rande der Stille, manchmal wird sie wieder figurativer, um die Materie und die Textur des Lebens besser zu erfassen. (Und) schließlich sind es die Farbtöne und die Verwendung der Aquarellfarbe selbst, die den Maler an die Tür zu dieser letzten Art und Weise führen, die das Ergebnis einer ununterbrochenen Suche darstellt. Man ist sprachlos angesichts dieses Kondensats aus Anmut, Kraft und Gelassenheit.

Gilbert Herminjard hörte mit dem Malen auf, weil seine Hand ihm nicht mehr erlaubte, das zu sagen und zu tun, was er wollte. Ich denke – im Nachhinein -, dass er auch aufhörte, weil er das lang ersehnte und gesuchte erreicht hatte.

Unsere Retrospektive in der Villa Pineta zeigt unter anderem zum ersten Mal die letzten, nie ausgestellten Werke, die zwischen 2010 und 2013 entstanden sind. 

Christophe Schenk

Villapineta Vign R3a7985
Villapineta Vign R3a8031
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Villapineta Vign R3a8019
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Villapineta Vign R3a7965 Vert
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Künstlerin 2023:

Caroline Schenk

Caroline Schenk (1964) lebt in Bern und hat ihr Atelier im PROGR. Sie studierte Schauspiel und Regie in Paris. Seit 1991 freischaffende Regisseurin, Performerin und Videokünstlerin, sie hat über 45 interdisziplinäre Projekte, Performances und Videoinstallationen in der Schweiz, Frankreich, Deutschland, England, Australien und Neuseeland realisiert und produziert.

Caroline Schenks Arbeiten sind immer performativ. Körper, Raum, Zeitlichkeit, Bewegung und Stillstand sind zentrale Aspekte ihrer künstlerischen Praxis, ebenso wie die angedeutete oder tatsächliche menschliche Präsenz in ihrem Umfeld ein wesentliches Element darstellt.

Der Körper wird zum kritischen Objekt/Subjekt, um spielerischen Widerstand zu leisten. Man könnte von einer melancholischen Bekehrung sprechen, denn sie versucht die Absurditäten des heutigen Lebens zu hinterfragen, indem sie Skurrilität und ein Augenzwinkern als Mittel gegen Verzweiflung und Resignation verwendet.

https://www.carolineschenk.ch/

2023: Eine künstlerische Intervention von Caroline Schenk

Ich gehe dorthin, wo es schön ist, und ich bleibe dort, weil es so sanft weh tut.‘

Die explizit für das Hotel Villa Pineta entstandenenen Videoperformances wurden alle im Valle Maggia und im Val Lavizarra realisiert. Ausgehend vom Element Wasser steht die Beziehung zwischen Mensch und Natur im Mittelpunkt der künstlerischen Arbeit.

«Hotels haben Fenster und Fenster sind Öffnungen, die von Innen den Blick auf das Äussere einrahmen während wir uns in ihnen spiegeln. Meine Videoarbeiten legen Zeugnis über meine Sicht und meine Wahrnehmung auf die Welt ab; es sind Ausschnitte des Realen die einem Stillleben ähneln. Es sind Blicke nach draussen in die Natur, und Blicke hinein in die Ritzen zwischen Imagination und Wirklichkeit. Ich versuche das Gesehene, ohne voreilige Bewertung, zu befragen, dann leicht zu verrücken und Regie zu führen über Zustände und Orte, die fürs Magische durchlässig sind. Ein Versuch dem Widerspruch zu frönen und gleichzeitig die Kontinuität von Zeit und Raum zu unterbrechen. In einer Welt, die sich ständig in Bewegung befindet, ist das Innehalten unerlässlich. Mein Wunsch: Die Zeit für einen Augenblick anhalten und die Aufmerksamkeit auf die diskreten Variationen unserer Umwelt lenken, die uns einen weiten Kosmos des Denkens und Fühlens eröffnen.»

Der Katalog zur Ausstellung ist im Hotel – info@villapineta.ch – oder direkt beim Künstler erhältlich.